Wer bisher dachte Seife kann „nur“ zur Reinigung der Haut verwendet werden, der irrt. Denn mit speziellen Shampooseifen kommen auch die Haare in den Genuss selbstgesiedeter Seife. Allerdings ist nicht jede Seife zum Waschen der Haare geeignet. Denn herkömmliche Seifen, die zum Duschen oder Hände waschen benutzt werden, sind wesentlich stärker überfettet als Shampooseifen. Shampooseifen weisen in der Regel eine Überfettung von etwa 2-4 Prozent auf. Dies bedeutet aber nicht das Shampooseifen nicht auch zum Duschen oder Waschen geeignet wären, das Gegenteil ist der Fall.
Warum Haarseife selber machen?
Werden sich jetzt sicherlich viele von euch fragen. Schließlich gibt es doch genügend Shampoos in flüssiger Form zu kaufen, die zudem auch noch einfacher in der Handhabung sind. Nun, dies ist – wie so vieles im Leben, eine Frage des Geschmacks. Der Umstieg von handelsüblichem Flüssigshampoo auf Shampooseife ist sicherlich gewöhnungsbedürftig. Ich für mich kann nur sagen, dass ich froh bin um jede Plastikflasche, die nicht in meiner Dusche steht. Also ein ganz klarer Pluspunkt für die Shampooseife. Ein weiterer Vorteil der Shampooseife liegt in deren Ergiebigkeit. Ein einziges Stück braucht sich einfach wesentlich langsamer auf als das herkömmliche Shampoo aus der Flasche. Auch die Gefahr einer Überdosierung besteht nicht. Die wesentlichen Vorteile liegen aber in der Natürlichkeit selbst gemachter Seifen. Naturseifen enthalten im Gegensatz zu vielen Shampoos keine Silikonöle, stark austrocknenden Tenside und auch keine Konservierungsstoffe.
Rezept Shampooseife | Die Nachteile
So praktisch Shampooseifen auch sind, so solltet ihr aber dennoch die Finger davon lassen, wenn ihr dauergewelltes oder gefärbtes Haar habt. Probleme kann es auch geben, wenn das Wasser sehr hart ist. Denn das Wasser bildet zusammen mit der Seife Kalkseifen, diese legen sich auf dem Haar ab, die Haare wirken so glanzlos und spröde. Viele Siederinnen schwören, um dem entgegenzuwirken, auf Kräuter-Essig Spülungen um den pH-Wert wieder zu neutralisieren. Auch das Spülen mit Zitronensaft hilft und sorgt für einen schönen Glanz. Sinnvoll ist es daher, der selber gemachten Shampooseife direkt eine angemessene Menge an Zitronensäure zuzugeben. Hier könnt ihr übrigens alles zu Kalkseifen und deren Vermeidung nachlesen.
Welche Öle eignen sich für das Shampooseife Rezept?
Prinzipiell sollte beim Sieden von Shampooseifen darauf geachtet werden, dass die enthaltenen Öle dem jeweiligen Haar- und Kopfhauttyp entsprechen.
Fettiges und feines Haar:
Distelöl ist ein hervorragendes Öl bei fettiger und auch unreiner Haut, ebenso verhält es sich mit Haar und Kopfhaut. Einziger Nachteil: Es zählt zu den Ölen, welches Seifen eher weichmacht. Sinnvoll ist es also Naturseifen, die einen hohen Anteil Distelöl enthalten, mit Fetten zu kombinieren, die harte Seifen begünstigen. Wer zu fettigem und feinem Haar neigt, profitiert von einer Kombination aus Distelöl und Kokosöl, das leicht austrocknend auf die Haut wirken kann und gleichzeitig viel Schaum produziert.
Traubenkernöl ist ein herrlich leichtes Öl, dass trotzdem gute Pflegeeigenschaften aufweist. Das leichte Öl eignet sich sehr gut für feines Haar und schnell nachfettende Kopfhaut. Allerdings sorgt auch Traubenkernöl für eher weiche Seifen. Mehr zu diesem Öl findet ihr hier.
Trockenes Haar und trockene, juckende Kopfhaut:
Besonders mild ist Olivenöl. Zudem hat Olivenöl auch einen hohen Pflegefaktor, weshalb es sich wunderbar für eher trockenes Haar und empfindliche Kopfhaut eignet. Schaum darf natürlich auch bei einer Shampooseife nicht fehlen und was eignet sich für wunderbar weichen Schaum besser als Kokosnussöl? Eben! Wer fettiges Haar hat, darf dieses Öl ruhig großzügig dosieren, bei eher trockenem Haar sollte der Anteil an Kokosnussöl in der Shampooseife geringer ausfallen. Das Maximum sollte bei 10 Prozent liegen. Somit wird das Haar nicht unnötig strapaziert.
Als Alternative zum Kokosöl eignet sich Babassu sehr gut. Babassuöl ist ähnlich dem Kokosöl und kann dieses gut ersetzen, es wird daher auch gerne als Basisöl für harte und gut schäumende Seifen verwendet. Das feuchtigkeitsspendende Babassuöl kann hervorragend in Shampooseifen eingesetzt werden. Zudem wirkt es durch seinen hohen Gehalt an Laurinsäure antibakteriell, was es wiederum interessant für entzündliche Hautzustände macht. Durch seine Reichhaltigkeit ist es besonders für trockene, spröde und empfindliche Haut geeignet.
Auch Avocadoöl ist ein schönes Öl für die selbst gemachten Naturseifen und Shampooseifen. Es macht die Seife nicht weich, gibt einen cremigen, reichhaltigen Schaum und pflegt Haar und Kopfhaut intensiv.
Übrigens kann die Überfettung bei sehr trockener Kopfhaut natürlich auch höher gewählt werden. Ich persönlich bevorzuge bei Shampooseifen aber Überfettungen, die nicht über 5 Prozent hinaus gehen. So erhält das Haar einen schönen Glanz, viel Volumen und wird nicht so schnell fettig oder strähnig.
Normales Haar und Kopfhaut:
Personen, die mit normalem und unkompliziertem Haar gesegnet sind, haben es einfach und können so gut wie jedes Öl verwenden. Als Basisöle können zum Beispiel Mandelöl oder Rapsöl dienen. Zusätze von Olivenöl, Argan- oder Avocadoöl geben einen zusätzlichen Pflegeeffekt.
Viel Schaum:
Ein weiteres Öl, welches sich hervorragend für die Schaumbildung eignet, ist Rizinusöl, daher ist es eigentlich, in jeder Shampooseife zu finden. Zusammen mit Kokosöl sorgt es für einen stabilen und üppigen Schaum.
Ätherische Öle, kleine Wunderwaffen auch in Shampooseifen
Auch in Shampooseifen kann sich die Kraft ätherischer Öle zunutze gemacht und damit vielleicht das eine oder andere haarige Problem minimiert werden.
Hier ein kleiner Überblick über einige ätherische Öle und deren Verwendung in Shampooseifen:
- Atlaszedernholz (Cedrus atlantica) → Das Öl aus dem Holz der Atlaszeder soll gegen Haarausfall helfen, sowie bei trockenem Haar und Problemen mit Schuppen.
- Bay ( Pimenta racemosa) → Ideal zum Beimischen, wenn es eine Shampooseife werden soll, die gegen fettendes Haar und/oder Schuppen wirkt.
- Melisse ( Melissa indicum) → Das ätherische Öl der Melisse eignet sich hervorragend gegen fettendes Haar.
- Muskatellersalbei (Salvia sclarea) → Das ätherische Öl besitzt adaptogene Eigenschaften, die den Haarwuchs positiv beeinflussen können. Außerdem hilft es gegen Schuppenbildung und fettendes Haar.
- Sandelholz (Santalum album) → Echtes Sandelholzöl eignet sich hervorragend für Shampooseifen für dünnes und kraftloses Haar.
- Ylang Ylang ( Cananda odorata) → Dieses Öl ist ein echtes Pflegewunder für jeden Haartyp, zudem wird ihm eine entspannende Wirkung nachgesagt.
- Zypresse (Cupressus sempervirens) → Das herbe Öl eignet sich speziell dafür, wenn eine übermäßige Talgproduktion der Kopfhaut vorliegt, da es regulierend wirkt. Außerdem kann es Haarausfall entgegenwirken.
Beispiele möglicher Basisrezepte für die Shampooseife
Die möglichen Öl- und Fettkombinationen dienen lediglich der Ideenanregung und sollen nach Belieben ausgebaut und optimiert werden.
Basisrezept normales Haar:
15% Kokosöl
5% Rizinusöl
80% Mandelöl, Arganöl, Olivenöl, Sesamöl (je nach Bedarf)
Basisrezept fettiges Haar:
20% Kokosöl
5% Rizinus (nach Laune, muss nicht)
75% Distelöl, Traubenkernöl, Mandelöl (je nach Bedarf)
Basisrezept trockenes Haar:
15% Babassuöl
10% Rizinusöl
75% Avocadoöl, Olivenöl, Arganöl (je nach Bedarf)

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Liebe Steffi,
ich finde es sehr gut und bin Dir dankbar dafür, dass Du das hier alles geschrieben hast. 🙂
Ich selbst interessiere mich dafür und möchte das bald ausprobieren. Mein einziges Problem ist aber, dass ich Schuppenflechte habe. Bisher hat kein Schampoo dagegen geholfen, bis auf das von Syoss mit Zink-Pyrithionen (was aber wiederum wirbellose Tiere tötet). Sobald ich Syoss mal eine Woche nicht nehme, fängt das Ganze wieder an und es ist furchtbar!
Du wüsstest nicht zufällig, was genauso gut wirkt wie Zink-Pyrithione? Ich suche schon, aber es ist gar nicht so leicht dafür Ersatz zu finden.
Liebe Grüße,
Lily
Hallo Lily,
leider nein.
Viele Grüße
Hallo Lily
Du könntest mal eine Salzseife probieren. Salz soll ja bei Schuppenflechte helfen. Ich kenne mich aber mit Schuppenflechte nicht aus. Die Salzseife ist übrigens auch für empfindliche Haut (z.B. Neurodermitis) geeignet, auch wenn man das nicht denkt.
Rezept z.b.:
200 g Kokosfett
20g Rizinusöl
220g Salz
72g H2O
32 g NaOH
(= 20% Überfettung, was bei einer Salzseife für den Körper ein guter Wert ist, für eine Schampooseife würde ich das noch erwas reduzieren)
Liebe Grüsse,
Mirjam
liebe steffi
suuper blog 🙂 danke dir viel mal für die tollen tipps! eine frage hätte ich aber doch noch. wieviel gram von der zitronensäure sollte in die shampooseifen? oder besser gesagt wieviel %?
danke dir und mach weiter so 🙂
Hallo Nati,
das ist so pauschal schwer zu sagen, da die Menge von der Wasserqualität deiner Region abhängt. Ich nehme immer 3 bis 5 Prozent. Du kannst hier übrigens alles darüber nachlesen, u.a. auch meine Empfehlung zur Einsatzmenge der Zitronensäure in Seifen.
Ich hoffe, dass ich dir dennoch etwas weiterhelfen konnte.
Viele Grüße
Steffi
Hallo nochmal!
Na überhaupt wie ich Seife mache (ich weiß, eigentlich sollte es zur Allgemeinbildung gehören), aber mir ist einfach nicht klar wie. Da kippe ich einfach Öl in einen Topf mache es heiß, gieße es in eine Form und bin fertig? Da muss doch noch was dazu oder so.
Verstehst du, was ich meine? Tut mir leid, dass ich so ohne Kenntnis bin 😉
LG
Ja, dazu muss auf jeden Fall noch eine Lauge, damit die Verseifung überhaupt stattfinden kann. Du findest hier im Blog unter Naturseife schon einige Infos. Ich kann dir natürlich auch empfehlen, auf meine Anleitung zu warten: siehe hier!
Da steht alles drin, was du wissen musst 😉
Lieben Gruß
Stefanie
Liebe Stefanie,
wieder mal ein hervorragener Beitrag! Auch Kompliment an die Bilder, die Du verwendest! Sind sie auch von Dir?
Ich habe hier eine Frage zur Verwendung des Zitrinensaftes in der Seife – soll dieser in das Wasser eingerührt werden oder eher in die eingedickte Masse?
Lieben Dank im Voraus!
Nadja
Hallo Nadja,
danke! Also ich empfehle dir, die Zitronensäure in die angerührte Seifenmasse zu geben. Dazu nehme ich immer einen kleinen Teil des berechneten Wassers in der Rezeptur ab und löse darin die Zitronensäure. Die Lösung rühre ich dann in den Seifenleim und geben anschließend PÖ usw. zu. Was die Bilder angeht: Viele der Bilder sind von mir, bzw. hat mein Papa sie für mich gemacht 😉 Er hat selber einen Online Shop und daher auch das entsprechende Equipment für gute Bilder. Aber nicht alle Fotos sind von mir, da es einfach zu viel Arbeit wäre. Zu bestimmten Themen habe ich selber auch einfach keine Fotos zur Verfügung 😉
LG Stefanie
Hallo!
Da ich auch bei ziemlich teuren Naturshops Shampooseifen gesehen habe und meine Haare (wie du ja eingangs sagst) normale Seifen nicht so vertragen, bin ich sehr daran interessiert, Shampooseifen selbst herzustellen. Nun hast du ja am Schluss die Basisrezepte hingeschrieben, aber ich verstehe nicht, wie ich daraus Shampooseife herstellen kann. Habe auch sonst nichts dazu gefunden. Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen!
Mit freundlichen Grüßen – Bini 🙂
Hallo Bini,
was genau verstehst du nicht? Ich habe nur die Fettmenge aufgeführt, den Grad der Überfettung und somit auch die Wasser- bzw. NaOH-Menge müsstets du dann selber noch berechnen.
Lieben Gruß
Stefanie