Da mir diese Frage oft gestellt wird, möchte ich euch heute einen kleinen Überblick über die Anforderungen des „Seifenverkaufs“ geben. Eins vorweg: die Anforderungen sind groß und es ist nicht erlaubt Seifen „einfach so“ zu verkaufen.
Seifen verkaufen – was ist zu beachten?
Du hast bereits viel Erfahrung in der Herstellung von Kosmetik und Naturseifen und möchtest deine eigenen Produkte verkaufen? Viele Siederinnen begeistert die Idee, ihre selbst gemachten Seifen nicht nur an Verwandte und Bekannte zu verschenken, sondern diese auch im Internet, auf Märkten oder gar im eigenen Laden anzubieten. Dies hat zu Folge, dass es beinahe unzählige Anbieter von natürlichen selbst gemachten Seifen und Kosmetik gibt. Einige sind damit recht erfolgreich, andere weniger.
Vor allem ist es wichtig, sich von der Masse abzuheben. Wenn du eine besondere Idee hast und fest davon überzeugt bist deine Idee in die Tat umsetzen zu wollen, kommt ein großes Stück Arbeit auf dich zu. Es ist nicht damit getan ein paar schöne Naturseifen-Rezepte zu entwickeln, und diese gesiedeten Seifenstücke dann zum Kauf anzubieten. So einfach ist es nicht – und das ist gut so!
Stell dir vor, jeder dürfte einfach so seine selbst gemachten Seifen und Kosmetikartikel verkaufen. Der Nachteil für dich wäre zweifellos der, dass es noch viel mehr Menschen geben würde, die ihre eigenen Produkte zum Kauf anbieten. Sich gegen eine derartige Masse an Konkurrenz zu behaupten, dürfte sich als schwierig gestalten.
Aber auch der Verbraucher muss natürlich geschützt werden. Bist du dir im Klaren darüber, dass es für den Einsatz bestimmter Rohstoffe auch Grenzwerte zu beachten gibt? Oder das du jegliche Allergene, die in einer bestimmten Konzentration im Parfümöl oder den ätherischen Ölen vorkommen, auch zwingend angeben musst? Diese Regelungen sind teilweise unbequem oder unverständlich, dienen aber nur dem Schutz der Menschen, die deine Produkte kaufen möchten.
Wie man vorgehen muss um selbst gemachte Naturseifen verkaufen zu dürfen
Beim Herstellen und Inverkehrbringen von Naturseifen, Badekugeln, Salzen, Ölen und Co sind vor allem rechtliche Vorgaben nach dem Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch und der Kosmetikverordnung zu beachten. Setzte dich also am Besten direkt mit diesen Vorgaben auseinander. Prinzipiell gelten bei der Herstellung die Anforderungen der guten Herstellungspraxis (GMP).
Mit einer kleinen Zusammenfassung der wichtigsten Punkte möchte ich dir das Durchforsten der Lektüren aber gerne etwas erleichtern 🙂
Du hast nun ein oder mehrere Rezepturen gefunden und entsprechend kalkuliert? Dann beginnt nun der schwierigste Teil.
1. Selbstgemachte Naturkosmetik verkaufen – du brauchst eine geeignete Werkstatt
Auch wenn viele Siederinnen und Sieder gerne ihre eigene Küche zum selber machen der Naturseifen verwenden möchten, wirst du dir dies als zukünftige gewerbliche Siederin leider aus dem Kopf schlagen müssen. Es wird nicht nur bei den zuständigen Behörden zu wenig Begeisterung führen, sondern ist dazu auch noch unprofessionell.
Allgemein gesagt, müssen Kosmetikprodukte (und dazu gehören auch Seifen) in Räumen hergestellt werden, die leicht zu reinigen sind und in denen ein hygienisch einwandfreies Arbeiten möglich ist. Glatte Böden und Flächen, die du auch desinfizieren kannst, sollten also selbstverständlich sein. Die besonderen Anforderungen an die Räumlichkeit sind aber von Bundesland zu Bundesland und vielleicht sogar von Stadt zu Stadt unterschiedlich geregelt.
2. Die Anmeldung bei den zuständigen Behörden
Das Inverkehrbringen von Naturseifen unterliegt keiner Zulassungs- und damit auch keiner Genehmigungspflicht. Auch die häufig angepriesenen GMP-Zertifikate gibt es so nicht! Die GMP ist keine Vorgabe, an die man sich strikt halten muss. Sie ist vielmehr eine Richtlinie oder eine Empfehlung. Ein GMP-Zertifikat ist also nicht notwendig! Dazu kannst du aber auch gerne den IKW befragen.
Allerdings musst du dich bei den für die amtliche Überwachung zuständigen Behörden anmelden:
1. bei der zuständigen unteren Verwaltungsbehörde ( Landratsamt, ggf. Bürgermeisteramt)
2. bei dem zuständigen Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt
3. beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit um das
Giftinformationszentrum zu informieren.
Sobald du diese Anmeldungen vorgenommen hast, wird irgendwann auch ein Kontrolleur von den Behörden vor deiner Seifenküche stehen und diese kontrollieren wollen. Um etwaige böse Überraschungen zu vermeiden, lohnt es sich vorher mit der jeweiligen Behörde Kontakt aufzunehmen und sich über die Anforderungen der Werkstatt zu informieren. So lernst du den für dich Zuständigen auch vorab kennen und musst keine „Angst“ vor dem Besuch haben 🙂
Sollten noch tierische Bestandteile bei der Herstellung Verwendung finden, sind hier Normen zu beachten, die einem mikrobiellen Verderb dieses Ausgangsstoffes verhindern oder verlangsamen (z. B. Kühlung, Entnahme, Aufbewahrung).
3. Naturseifen selber machen | Die Dokumentation
Du benötigst natürlich eine genaue Rezeptur der selbst gemachten Naturseife. Bei jeder neuen Charge, die du herstellst, ist eine erneute Dokumentation der verwendeten Rohstoffe mit deren Chargennummern vorgeschrieben. Auch die genauen Arbeitsschritte sind zu dokumentieren. Für jede gerührte Seife muss eine eigene Chargennummer vergeben werden. Sollte es einmal Probleme mit einer Seife von dir geben, kann anhand dieser Chargennumer ein Rückschluss auf die verwendeten Rohstoffe und die genaue Arbeitsweise erfolgen. Neben dieser Dokumentation musst du auch die Produktdatenblätter der eingesetzten Rohstoffe verwahren und griffbereit haben.
Auch die qualitativen und quantitativen INCI deiner Seifen, Badezusätze und Co müssen gut strukturiert immer verfügbar sein.
Weiterhin ist es vorgeschrieben zu jeder von dir in den Verkehr gebrachten Rezeptur, eine Sicherheitsbewertung vorlegen zu können. Diese muss dort vorliegen, wo dein kleines Unternehmen gemeldet ist und jederzeit zugänglich und verfügbar sein.
4. Die Sicherheitsbewertung
Die Sicherheitsbewertung wird von einem Labor oder einem anderen Experten durchgeführt. Sie bestätigt letztendlich die gesundheitliche Unbedenklichkeit deiner Naturseifen. Du musst in der Regel alle verfügbaren Produktdatenblätter, Sicherheitsbewertungen der Parfümöle sowie teilweise auch eine mikrobiologische Untersuchung des Endproduktes vorlegen. Die entsprechenden Dienstleister beraten dich aber gerne. Einige mir bekannte Labors, die Sicherheitsbewertungen für kleine Unternehmen anbieten sind u.a. folgende:
- Dr. rer. nat. Iris Eschenbacher
- Rosarome
- LMC Service GmbH
- sb-dinger; Antje Dinger
- DR. MACH Chemical Compliance & Competence
- ARGANEL UG. (haftungsbeschränkt)
Jede Sicherheitsbewertung kostet Geld – teilweise nicht wenig! Es lohnt sich auf jeden Fall, Angebote einzuholen und zu vergleichen.
5. Die Deklaration
Auch für die Sicherheitsbewertung ist es in der Regel erforderlich, eine Verpackung des Endprodukts vorzulegen. Auf dieser müssen alle Inhaltsstoffe nach INCI aufgelistet sein. Dabei müssen auch die Allergene, die in fast jedem Parfümöl sowie in ätherischen Ölen vorkommen, aufgeführt sein. Ebenfalls ist das Gewicht des Produkts sowie das MHD anzugeben. Eine weitere Pflichtangabe auf der Verpackung des Endprodukts ist die Adresse des Herstellers bzw. des Inverkherbringers (also deine) sowie eine Chargennummer.
Solltest du dich aber bei Begriffen wie „INCI“, „Allergenen“ oder „GMP“ bereits fragen was diese zu bedeuten haben, würde ich dir empfehlen dich vorerst mit den Grundlagen auseinanderzusetzen. Lies die Kosmetikverordnung studiere mein Blog oder informiere dich beim IKW.
Es sind aber noch viele andere Aspekte vor dem Inverkehrbringen von Naturseifen und Naturkosmetik zu beachten:
Entwickle eine Grundrezeptur deiner Naturseife
Lass am Besten nicht nur deine Familie und die besten Freunde testen, sondern verteile deine selbst gemachten Naturseifen auch an andere „freiwillige Tester“. Vielleicht hast du einen großen Bekanntenkreis oder du besitzt ein Blog und findest dort Leser, die deine Produkte testen und dir wirklich ehrliche Meinungen dazu geben. Denn mal ehrlich würde deine Mutter oder die Oma dir tatsächlich sagen, dass deine neu kreierte Seife nicht soooo toll ist?
Reduziere teure Inhaltsstoffe auf das Nötigste
Wenn du mit deinen selbst gemachten Naturseifen wirklich Geld verdienen möchtest, musst du VORHER vernünftig kalkulieren! Überlege dir genau was Menschen wohl bereit sind, für ein Stück Seife zu zahlen. Auf Kunsthandwerkermärkten und im Internet liegt der Durchschnittspreis einer selbst gesiedeten Naturseife bei etwa 4,50 Euro. Schau dir am Besten einige Vergleichsshops an und überlege dir anschließend genau, in welchem Preisbereich du dich bewegen möchtest.
Nun solltest du dir auch überlegen, was du überhaupt mit deinem Geschäft erreichen willst. Möchtest du einen eigenen Online Shop und wie willst du potenzielle Kunden in diesen locken? Oder möchtest du auf Märkten verkaufen? Dann musst du natürlich deine Kalkulation entsprechend anpassen. Ich weiß nicht, was ein Marktstand für ein paar Stunden kostet, gehe aber davon aus, dass dieses im dreistelligen Bereich liegt (ich lasse mich gerne eines besseren belehren). Überlege, wie viele Stücke Seife du alleine für diese Gebühr verkaufen musst! Vielleicht möchtest du deine Naturseifen auch an kleine Geschäfte zu Wiederverkauf anbieten. Diese nehmen in der Regel größere Mengen ab, erwarten dafür aber auch einen ganz anderen Preis.
Wie du siehst, ist es nicht, damit getan ein paar schöne Rezepte zu entwickeln. Es sind sehr viele Vorgabe zu beachten und unbedingt einzuhalten. Natürlich stehst du aber nicht alleine da. Die zuständigen Behörden sowie dein Sicherheitsbewerter beraten dich bestimmt bezüglich all dieser Vorgaben.
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